Dieser Text erschien als Einspruch in der Basler Zeitung vom 14. Mai 2020.
Leere Strassen, das macht Spass. Das sieht auch Alexander Müller so und sieht darin sogar einen Vorteil der Corona-Krise. Ein paar Raser auf Autobahnen und Protzer in der Stadt würden ihm dabei wohl zustimmen. Die Fantasien einer autogerechten Stadt, an die er damit anknüpft, stammen aus den 60er-Jahren und sind längst überholt ist.
Die Behauptung Müllers, das Auto beweise nun seine Vorteile, greift deutlich zu kurz. So hielt die Polizei zahlreiche Personen an, die trotz den Empfehlungen ins Tessin fuhren. Der Flüelalpass musste gesperrt werden, weil er von Auto-Touristinnen zuparkiert wurde. Auch die vom Autoverkehr verursachte Luftverschmutzung steht in einem direkten Zusammenhang zur Corona-Krise. Vor wenigen Tagen konnten Deutsche WissenschafterInnen eine Beziehung zwischen erhöhter Belastung mit Stickoxiden und erhöhter Sterblichkeit durch das Coronavirus aufzeigen. Und schon länger ist klar, dass Luftschadstoffe die Atemwege angreifen und uns damit verletzlicher gegenüber dem Coronavirus machen.
Auch nach der Coronakrise müssen wir deshalb unser Augenmerk ganz besonders auf Verkehrsmittel richten, die flächeneffizient sind und die Gesundheit von Mensch und Natur nicht belasten. Da gehört das Auto am Rande dazu, selbstverständlich ohne fossile Treibstoffe.
Welche Rolle der öffentliche Verkehr bei der Verbreitung des Corona-Virus spielt und wie die Übertragungswege zukünftig besser unterbunden werden können, wird die Wissenschaft zeigen müssen. Bereits jetzt auf den ÖV als Hauptsünder zu schliessen, ist unredlich. Dagegen ist klar: Ein Verkehrsmittel, das zu einem grossen Teil mitverantwortlich ist für die Klimakrise, kann nicht die richtige Antwort auf Corona sein.
Jetzt ist es wichtig, diese Krise gemeinsam gut zu überstehen. Die autogerechte Stadt, die Menschen kaum Raum bietet, will niemand mehr. Die Entwicklung der umweltfreundlichen Mobilität muss unser aller Anliegen sein. Die Zeit für egoistisches Verhalten ist vorbei.