In einer Woche präsentiert der Kanton seine Pläne für die neugestaltete Hauptstrasse in Birsfelden. Ich bin gespannt, habe allerdings keine grossen Hoffnungen, dass wirklich eine innovative Lösung präsentiert wird, die für mehr Lebensqualität entlang der Hauptstrasse sorgt.
Birsfelden wird in den nächsten Jahren grosse Veränderungen erleben. Das Zentrum wird neu gebaut, grosse Wohntürme wurden angekündigt. Doch auch die Haupt- und Rheinfelderstrasse werden umgebaut.
Heute ist die Situation auf der Strecke zwischen Erdnusskreisel eingangs Hardwald und der Birsbrücke das Resultat der Auto-Dominanz und eine direkte Folge der jahrzehntelangen Förderung des Autos.
Auf dem Velo oder zu Fuss ist die Strasse gefährlich und nicht komfortabel. Für den ineffizienten Autoverkehr sind enorme Flächen reserviert, fürs platzsparende, leise und saubere Velo hat es (mit einigen wenigen Ausnahmen) keinen Platz.
Wie schon von Vertretern der Gemeinde angedeutet wurde, werden die Autos künftig auf der Tramtrasse fahren und der Zentrumsplatz wird bis an die Geleise herangezogen. Bei der Einmündung der Schulstrasse kommt, gemäss verfügbaren Plänen, ein Kreisel hin. Dazu eine Lichtsignalanlage fürs Tram.
Offenbar gibt es auch Velospuren, allerdings oft in der äusserst gefährlichen Dooring-Zone. Da hilft nur noch der Holländische Griff. Mit ein bisschen Farbe ist es aber nicht getan.
Dem Autoverkehr aus dem Weg gehen. Ist das die Lösung? Oder wollen wir eine lebendige Hauptstrasse?
Birsfelden hat die tiefste Quote an Autos pro EinwohnerIn, also die besten Voraussetzungen, um den Schritt in die nachhaltige Zukunft zu machen.
Doch wie kann eine gute Lösung aussehen?
Natürlich kommt es ganz auf die Zielsetzung an. Wenn wir aber nachhaltige Mobilität wollen, wenn wir die Hauptstrasse und das neu zu bauende Zentrum als Ort für alle wollen, dann müssen wir die Flächen neu denken.
Die aktuelle Dominanz von Autos auf der Hauptstrasse muss ein Ende finden. Dass die Autos auf der Trasse fürs Tram fahren, kann dabei nur ein erster Schritt sein. Die Parkplätze entlang der Strasse müssen aufgehoben oder zumindest stark reduziert werden.
Ganz allgemein sollten wir einen so zentralen Ort wie die Hauptstrasse nicht nach den schnellsten und stärksten ausrichten, sondern an den Menschen. Also wieso nicht Tempo 30 mit flächigem Queren für FussgängerInnen [PDF, 1,5 MB]? Dafür braucht es in der Mitte (zwischen Tram/Autospuren) eine sichere Zone, von der aus die zweite Hälfte überquert werden kann.
Auch müssen die Parkplätze an beiden Strassenrändern verschwinden, damit mehr Platz für FussgängerInnen und diverse Nutzungen wie Cafés, Läden und Grün entsteht.
Damit Velofahrende sicher unterwegs sein können, braucht es mehr als ein wenig Farbe. Vorgezogene Stopplinien, genügend breite Fahrbahn, Tempo 30, keine parallelen Parkplätze an der Strasse — oder wenn, dann mit genügendem Abstand — damit Dooring kein Problem mehr ist.
Ich bin sehr gespannt auf die Pläne des Kantons, denn die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt wird Birsfelden für die nächsten hundert Jahre prägen. Die Hoffnung, dass diese Aufgabe aber mutig angegangen wird, ist bei mir klein.
Titelfoto von Susanne Nilsson auf Flickr
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