Im Vereinigten Königreich geschieht aktuell etwas, dass sehr grossen Einfluss auf die Berichterstattung der Medien und unseren Umgang damit hat. Spannend war es vor ein paar Tagen, als bekannt wurde, dass der Minister für Kultur und Sport die Murdochs offenbar immer auf dem Laufenden hielt, was bei ihrer geplanten Übernahme des grössten TV-Satellitenbetreibers in der Regierung so lief. Und als es einmal kurz nicht in die Richtung der Murdochs lief, wurde der zuständige Minister kurz übergangen, damit wieder alles den rechten Weg ging.
Die Leveson Inquiry wurde ins Leben gerufen, weil die mittlerweile eingestellte Boulevard-Zeitung “News of the World” massenhaft Voicemails (Combox) gehackt hat. Darunter einige Berühmte, Schauspielerinnen und Künstler, aber eben auch Eltern von getöteten Soldaten, Eltern eines vermissten Kindes, etc. Auch waren zahlreiche Nebengeschichten am Laufen, wobei die Polizei die Zeitung mit Infos versorgte oder Nachforschungen einstellte.
Sucht man aber auf den Webseiten der Tagesschauf, von Radio DRS oder auch von Zeitungen wie der TagesWoche danach, findet man nichts. Die NZZ hat kürzlich darüber berichtet. Doch wieso interessiert sich hier niemand dafür?
Weil es eine reine englische Sache ist? Weil Murdoch in der Schweiz nichts kontrolliert?
Den Titel der Leveson Inquiry finde ich übrigens noch gut gewählt. Es geht nicht einfach um den Phone Hacking-Skandal, der am Anfang der Sache stand. Sondern es geht vielmehr um eine grundsätzliche Debatte über die Presse und ihre Kultur, Praxis und Ethik:
Leveson Inquiry: Culture, practice and ethics of the press
Die Untersuchung muss uns ja nicht direkt interessieren. Aber vielleicht wäre es ein Anstoss für ein Nachdenken, was Medienkonzentration in der Schweiz anrichten kann. Was es bedeutet, wenn Journalismus vor allem von Verkaufszahlen und nicht von relevanten Fakten bestimmt wird. Und die Medienkonzentration vor allem im Printbereich ist beachtlich. Vielfalt sähe jedenfalls anders aus.
Wenn ein alt-Bundesrat, dass ihm eine grössere Tageszeitung gehört oder eine grosse Gratiszeitung (nein, nicht 20 Minuten) mit Journalismus überhaupt nichts mehr am Hut hat, dann ist es sicher auch hier Zeit, über die Rolle der Medien, ihre Verflechtungen mit der Politik und die Medienvielfalt in der Schweiz zu diskutieren.
Es wäre doch auch einmal interessant zu sehen, wie die Politisierung z.B. der BaZ wirklich beurteilt wird. Welche finanziellen und politischen Motive dahinter stehen. Eigentlich sollten die Medien die vierte Gewalt im Staat sein, sie sollten die anderen drei überprüfen. Doch vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, manchmal aber auch politisch begründet, wird dieser Maxime nicht mehr so oft nachgelebt.
Foto von yurri auf Flickr