In Birsfelden entsteht in den nächsten Jahren ein neues Zentrum. Direkt an der Tramhaltestelle Schulstrasse, der Bushaltestelle Kirchmatt und an kantonalen Velorouten gelegen, zwischen Migros und Coop, gleich neben der Schule: Die künftigen Bewohner:innen des Zentrums brauchen kein Auto. Manche werden eines haben, viele jedoch nicht.
Birsfelden ist die Gemeinde im Kanton mit den wenigsten Autos pro Kopf: 2020 gab es in Birsfelden 395 Autos pro 1000 Einwohner:innen (Quelle: Bestand an Personenwagen nach Gemeinde seit 2014, Statistisches Amt des Kantons Basel-Landschaft). In Basel-Stadt sind es 307 (Quelle: Tabelle T11.1.01 – Fahrzeugbestand seit 1950, Statistisches Amt des Kantons Basel-Stadt).
Die Gemeinde Birsfelden hat gute Absichten, wenn es um den Verkehr geht: Sie will viele neue Einwohner:innen, aber nicht mehr Autoverkehr. Das würde nur mit autofreiem Wohnen gehen oder, wenn bisherige Einwohner:innen ihr Auto stehen lassen.
Doch die kantonalen Vorschriften lassen autofreies Wohnen nicht zu. Sie ermöglichen bei Quartierplänen zwar eine deutliche Reduktion der Parkplätze, bei grossen Überbauungen wie jetzt im Zentrum müssen aber dennoch hunderte Autolagerflächen entstehen. Das ist teuer und wird schlussendlich von den Mieter:innen und der Gemeinde bezahlt. Pro Parkplatz in der Autoeinstellhalle Süd investiert die Gemeinde 56 104 Franken.
Viel Raum und hohe Kosten
Ein Auto zu lagern ist teuer, besonders unterirdisch. Schliesslich steht es rund 23 Stunden am Tag und braucht viel Platz: Ein Norm-Parkplatz misst 2,5 m auf 5 m (12,5 m²). Dazu kommt nochmals ungefähr die gleiche Fläche für die Zufahrt. Parkhäuser haben oft eine Durchfahrtshöhe von 2 m.
Mit diesen Angaben lässt sich berechnen, wie viel Volumen ein Parkplatz benötigt: 50 m³. In der Autoeinstellhalle Süd sollen «ca. 193 Parkplätze» (siehe Erläuterungen zur Gemeindeversammlung vom 13. Dezember 2021, S. 33f.). Total müssen also 9650 m³ Boden ausgehoben werden.
Teure Investition, ungenutztes Autolager?
Die Gemeinde rechnet gemäss den Erläuterungen zur Gemeindeversammlung vom 13. Dezember 2021 mit einer Amortisation in zwanzig Jahren. Dafür müssen täglich (ja, an 365 Tagen im Jahr) alle Parkplätze für Besucher:innen zehn Franken an Parkgebühren einbringen. Dazu kommen noch die Gebühren aus den vielen «Stammparkplätzen» für Bewohner:innen. Diese werden für 160 Franken pro Monat vermietet. Eine Anwohner:innenparkkarte kostet 30 Franken im Jahr.
Ein Spaziergang durch Birsfelden und ein Blick in die Immobilieninserate zeigt, dass in Birsfelden noch einige Plätze in unterirdischen Autolagern zu haben sind. Und das nie für mehr als 150 Franken. Und wie viele der neuen Einwohner:innen werden überhaupt ein Auto haben?
Ich wage es nicht, eine konkrete Schätzung zu machen. Aber dass die Gemeinde ihre Investition in zwanzig Jahren wieder zurück hat, ist sehr unwahrscheinlich. Denn dafür müssten ja die Parkplätze komplett und dauerhaft (ohne Unterbruch, auch nur eines Monats) vermietet sein. Also kein Tag, ohne dass nicht jeder der 100 Parkplätze für Besucher:innen nicht 10 Franken an Gebühren eingebracht hat. Die Gemeinde hat damit kalkuliert, dass alle Parkplätze maximal ausgenutzt werden. Aber ist das wahrscheinlich? Ich meine, kaum.
Und bitte nicht falsch verstehen: Ich habe dem QP Zentrum am 13. Dezember zugestimmt, weil ich ihn insgesamt eine gute Sache finde. Am Beispiel des Autolagers aber zeigt sich, dass es leider gesetzliche Vorschriften gibt, die Bauträger:innen und Gemeinden zu Dingen zwingen, die weder sinnvoll noch ökonomisch vernünftig sind. Und die enorme Kosten bedeuten.
Foto von Alistair Hamilton auf Flickr