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Nicht eine, sondern drei Krisen

Vernal Equinox by NASA Goddard Space Flight Center

Dank den überaus grossen Klimademos und Klimastreiks wurde in den letzten Wochen oft über die Klimakrise gesprochen. Und ja, weil wir so lange getrödelt haben, ist die Zeit äusserst knapp.

In zwanzig Jahren müssen wir unsere Mobilität, Ernährung und Industrie komplett von fossilen Energien gelöst haben, sonst droht die Klimakatastrophe. Nicht mehr umkehrbar, nicht mehr lebenswert.

Doch leider ist das nur eines von drei grossen Problemen, die wir rasch lösen müssen. Menschliche Aktivitäten übertreten gleich mehrere Grenzen, innerhalb derer wir uns sicher fühlen können.

Bei einigen Themen haben wir die sicheren Regionen längst verlassen und begeben uns in Gefahr. So schwindet die Biodiversität rasend schnell, das Stickstoffproblem verschlimmert sich und auch die Klimakrise ist nach wie vor ohne absehbare Lösung. Quelle: Umwelt Schweiz 2018, Schweizerischer Bundesrat

Seit zehn Jahren existiert die Idee der planetaren Grenzen («planetary boundaries», siehe Rockström et al. 2009), die die Zone abstecken, innerhalb derer wir uns mit grosser Sicherheit vor ökologischen Krisen bewegen können. Doch diese Grenzen haben wir überschritten.

Wie die Graphik zeigt, ist besonders der Biodiversitätsverlust jenseits jeder sicheren Zonen. Hier geht mit jeder ausgestorbenen Art unwiederruflich viel verloren.

Wichtige, wohl die wichtigsten, Faktoren für den Verlust an Biodiversität sind die Fragmentierung und Verkleinerung der Habitate. Ebenso die Landwirtschaft, die unsere Landschaft in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend umgebaut hat.

Die Fragmentierung geschieht vor allem durch den Bau von Strassen, Siedlungen, Staudämmen und anderen Infrastrukturen. Strassen und Wege sind eine gravierende Eingriffe, denn sie zerschneiden bestehende Habitate und zerteilen damit die Populationen.

Kleinere Population sind nur schon auf Grund ihrer Grösse gefährdet. Zufällig auftretende Effekte bedrohen sie besonders. So kann ein Unwetter, ein Jahr mit wenig Nachwuchs oder ein Parasit rasch eine kleine Population auslöschen, während dies bei einer grösseren weniger ein Problem wäre.

Die Folge dieser Zerstückelung der Lebensräume ist eine Abnahme der Artenzahl, denn kleine Gebiete bieten für weniger Arten und Individuen ein zu Hause. Und diese Beziehung ist nicht linear, sondern quadratisch. Das heisst, wir verlieren enorm viele Arten, werden mittelgrosse Habitate verkleinert.

Viele der Massnahmen, die bei der Klimakrise helfen, nützen auch gegen den Verlust der Biodiversität und bei der Lösung des Stickstoffproblems. Aber genau wie bei der Klimakrise, reichen kleine Schritte nicht mehr. Es geht ums Grosse Ganze!

Und genau müssen wir jetzt diesen Moment nutzen, um das Schlimmste zu verhindern. Sei es beim Klimaschutz, dem Stopp des Artensterbens und der Weiterentwicklung der Landwirtschaft.

Dieser Text entstand in der Vorbereitung zum Ökologie-Workshop im JUSO-Osterlager 2019.

Foto von NASA Goddard Space Flight Center auf Flickrh