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Verbotskultur in Birsfelden

Birsköpfli im Frühling
Verbot am Birsköpfli
Verbot am Birsköpfli

Birsfelden hat ein Dilemma: Einerseits möchte man gerne eine Stadt sein, es gibt ein Stadtbüro und man beschreibt sich als eine der „urbansten Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft“. Aber andererseits ist im Bezug auf die Freizeitgestaltung, besonders von jüngeren Birsfelderinnen und Birfeldern, nicht viel Offenheit zu spüren. Weil es früher einmal Lärmprobleme am Birsköpfli gab, ist dort nun ab 22 Uhr Sperrzone. Die Probleme verschwinden aber nicht, sie verschieben sich aufs Inseli und die Basler Seite vom Birsköpfli.

Kürzlich war ich sehr überrascht, ein neues Verbotsschild zu sehen. Die Migroswiese ist neu am Samstagabend und Sonntag gesperrt. Was? Den Ort, wo ich früher mit Freunden Fussball gespielt habe, was ich jetzt nicht mehr dürfte, ist nur noch unter der Woche für die Nutzung freigegeben? Die Migroswiese ist nun zwischen samstags 18 Uhr und montags 8 Uhr gesperrt.

Komisch ist die Interpretation am Birsköpfli. Denn es steht, dass der Aufenthalt auf der „Birskopfwiese“ – ja, tatsächlich in sarkastischen (?) Anführungszeichen – nach 22 Uhr verboten sei. Betrifft dies auch den Weg und die Bänke ausserhalb? Das Birs- und Rheinufer?

Verbot an der Migroswiese
Verbot an der Migroswiese

Auch sehr speziell mutet die Drohung an, dass die Sicherheitsfirma „Ordnung, Sauberkeit und Lärm“ überwacht und zu Ausweiskontrollen befugt sei. Komisch, denn dafür gibt es keine rechtliche Grundlage. Eine private Sicherheitsfirma kann nicht mehr machen, als ich, als jede und jeder von uns! Also nie den Ausweis zeigen! Dafür müsste schon die richtige Polizei auftauchen und bis dahin kann man sich ja verdünnisieren. Aber weil alle wissen, dass diese Wahrheit wohl kaum jemanden beeindrucken würde, muss man halt ein wenig mit der harten Hand drohen.

Polizeireglement der Gemeinde Birsfelden
§ 5 Nachtruhe
1 Als Nachtruhe gilt die Zeit zwischen 22.00 und 06.00 Uhr.

Ausserdem wäre das ganze gar nicht nötig, denn im Polizeireglement ist genau diese Zeit mit Nachtruhe bezeichnet und Lärmen ist verboten. Das Aufenthaltsverbot wäre also wirklich nicht nötig. Ausserdem hätte man ja den Wegweisungsartikel, der offenbar noch nie zum Einsatz gekommen ist. Wäre nicht mit dem etwas zu machen, falls Leute wirklich zu laut wären?

Allen Einwohnerinnen und Einwohnern stehen altersgerechte Freizeit-, Sport- und Kulturangebote zur aktiven Nutzung und Mitgestaltung zur Verfügung.

So steht es im Leitbild der Gemeinde Birsfelden. Alle Einwohnerinnen und Einwohner schliesst aber in der Realität die aus, welche am Wochenende den öffentlichen Raum für die Freizeit nutzen. Nicht zuletzt werden Jugendliche auch nur unter dem Aspekt Sicherheit erwähnt, aber was darf man schon erwarten, wenn ausser Schreibfehler sich nicht viel konkretes finden lässt.

Verbot beim Rheinparkschulhaus
Verbot beim Rheinparkschulhaus

Wie nun also weiter? Birsfelden hat nicht endlos Raum. Wieso muss der noch künstlich verknappt werden? Klar, es gibt noch das Inseli und die Basler Seite vom Birsköpfli. Doch wieso braucht es diese absoluten Verbote? Könnte man nicht einen Weg finden, eine Abmachung treffen, welche für beide Seiten Raum lässt? Oder geht man im Gemeinderat davon aus, dass am Samstag alle zu Hause sitzen und fernsehen?

Auf jeden Fall wäre es schön, etwas mehr Urbanität zu leben und leben zu können. Auch wünsche ich mir, dass die kleinkarierte Paragraphen-Akrobatik mit Wegweisungsartikeln und Drohungen durch einen freundlichen Umgang abgelöst wird. Ja, Lärm gehört zu einer Stadt. Dass solche Dinge nicht überborden müssen, sieht man schön in der Frage des Abfalls, der dank den vielen Kübeln am Birsköpfli fast kein Problem mehr ist. Nutzen wir den öffentlichen Raum wieder, nutzen wir ihn gut und sinnvoll!

2 Antworten

  1. Avatar von Franz Büchler
    Franz Büchler

    Aber, aber, lieber Florian. Und das alles in einem Satz:

    … aber war darf man schon erwarten, wenn ausser Schreibfehler

    Mit eme liebe Gruss ;-)

    1. Ha, an einem blöderen Ort hätte der Tippfehler ja kaum passieren können. Merci, ich habe es jetzt korrigiert.