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Verteilungsbericht 2012

Schweizer Franken by michaelthurm

Wie die letzten beiden Jahre hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB auch jetzt wieder den Verteilungsbericht publiziert. Es gibt übrigens den vollständigen Verteilungsbericht [PDF, 392 KB] und alle Grafiken online zu finden. Hier zunächst einmal einen kurzen Blick auf den Bericht.

Löhne 2000 und 2010 im Vergleich
Löhne 2000 und 2010 im Vergleich

Zunächst zu den Löhnen: Die Löhne haben sich in einer ganz speziellen Weise entwickelt: Erstens hat sich die Lohnschere geöffnet, zweitens entsprechen weder die hohen noch die mittleren und niedrigen Löhne der Produktivität und drittens steigt die Zahl der Topverdiener (Löhne über CHF 500’000.- oder über CHF 1’000’000.-) stark an. Von der zunehmenden Produktivität profitieren also nicht alle, sondern nur die mit den grösste Löhnen. Die 1:12-Initiative würde da sicher mithelfen, die Lohnschere zu schliessen.

Wenn man sich also die Löhne anschaut, dann wird die Umverteilung von unten nach oben sichtbar. Es stimmt nicht nur der Satz, „Wer hat, dem wird gegeben.“, sondern auch „Wer nicht hat, dem wird genommen.“. Dass natürlich in fast allen Kantonsparlamenten und der Vereinigten Bundesversammlung die Bürgerlichen die Mehrheit stellen, nützt dieser Umverteilung sicher ganz stark. Denn wer die ganze Zeit Steuersenkungen für Unternehmen und Reiche propagiert, und das oft mit dem Trickle-down-Effekt begründet, hilft dieser Umverteilung natürlich gewaltig.

Steuersenkungen von 2000 bis 2012 für Ledige und Verheiratete mit 2 Kindern
Steuersenkungen von 2000 bis 2012 für Ledige und Verheiratete mit 2 Kindern

Die Entwicklung des verfügbaren Einkommens sieht da ähnlich aus: Während tiefe und mittlere Einkommen Einbussen hinnehmen müssen, steigen die Löhne besonders beim reichsten Prozent gewaltig. Auch ein Blick auf die Krankenkassenprämien zeigt, dass die Prämienverbilligungen längst nicht mit der rapiden Entwicklung der Prämien selber mithalten können – was vor allem wieder mittlere und tiefe Einkommen belastet.

Und gerade auch bei den Steuersenkungen profitieren vor allem die hohen Einkommen, für den Mittelstand und die tiefen Einkommen gibt es kaum etwas. Während die meisten kaum Steuersenkungen erleben, bekommen wir erst noch Sparpakete zum Ausbaden. Auch der elende Steuerwettbewerb müsste dringend gestoppt werden, denn dieser führt erst zu dieser ganzen Sparmisere. Die Erbschaftssteuern haben wir ja im Baselbiet auch faktisch abgeschafft, wobei auch das wiederum fast ausschliesslich denen zugute kommt, die schon Einkommenssteuersenkungen bekommen haben.

Anteile am gesamten Vermögen in der Schweiz 2008
Anteile am gesamten Vermögen in der Schweiz 2008

Beim Vermögen schliesslich zeigt sich ein ähnlich ungleich und ungerechtes verteiltes Bild, wie vorhin bei den Löhnen und beim verfügbaren Einkommen. Logisch gibt es reichere und ärmere Leute, aber das hier ist einfach nur noch schräg. Schaut man sich die Vermögensverteilung an, hat das reichste Prozent 39 % also viel mehr als die ärmsten 90 %. Die restlichen 9 % wiederum besitzen 35 % allen Vermögens. Eine krasse Ungleichverteilung, die man vermutlich nicht einmal in Entwicklungsländern finden würde. Also knapp 80’000 Leute besitzen über einen Drittel allen Vermögens. Weitere 708’000 Personen einen fast gleich grossen Anteil am Vermögen, während sich die restlichen 7’083’000 Menschen sich gerade einmal 26 % teilen müssen.

Foto von michaelthurm auf Flickr